Dolphin Coast bis Kapstadt (2016)

Erlebnisreiche 2000 km an der Küste entlang. 

Der dritte Teil der Reise führt uns teilweise in Gegenden, die wir schon kennen, aber noch nicht ausgiebig genießen konnten. Diese 3 Wochen wollen wir ziemlich flexibel halten. Wir haben weder Unterkünfte noch Golfplätze gebucht und lassen einfach alles auf uns zukommen.

Wir fahren mehr als 2000 km entlang der Küstenlinie, auf Nebenstraßen mit vielen Stopps, bis nach Kapstadt. Unser Ausgangspunkt, nach Verabschiedung von Sabines Familie, ist Ballito in KwaZulu-Natal. Wir fahren an der North Coast (Dolphin Coast) und der South Coast  (Hibiscus Coast) entlang und wechseln in die Provinz Eastern Cape. Dort heißen die Küsten Wild Coast und Sunshine Coast. Über die wohlbekannte Garden Route geht es dann nach Kapstadt, wo wir ein paar Tage bei unseren Freunden Gabi und Allan verbringen wollen. Hier stehen auch noch Golfspielen und Weinproben auf dem Plan.

Auf der Karte seht ihr den wahrscheinlichsten Weg. 


 "Ganz Okay" ist nicht gut genug ...

Der erste Tag ohne Familie führt uns zum Royal Durban Golf Club. Er wurde 1883 gegründet und liegt jetzt mitten in der Stadt. Interessant ist, dass rund um den Platz eine Pferderennbahn verläuft. Es kann also sein, dass dein Ball nicht „out of bounds“ ist, sondern „on the turf“. Innerhalb der Rennbahn ist ein indische Feierlichkeit mit entsprechend lauter Musik zugange. In Durban lebt die größte indische Population außerhalb Indiens. 

Am Abend gehen wir wie am Vortag wieder ins Restaurant „Mo-zam-bik“, laut Tripadvisor die Nr. 2 in Ballito. Brett, der Besitzer, hat uns am Morgen persönlich zum Essen in sein Restaurant eingeladen.

Die Einladung hatten wir Sabines Bemerkung beim Frühstück zu verdanken. Als Herbie sie fragte, ob das Essen im Mo-zam-bik am Vortag gut gewesen sei, antwortete sie: „Es war ganz okay“.

Das war nicht die richtige Antwort. Herbie rief seinen Freund Brett an. Brett, Besitzer von 8 Restaurants in Südafrika und in der Schweiz ausgebildet, wollte das nicht auf sich sitzen lassen.

Er will nur rundum zufriedene Gäste. Er hat uns persönlich empfangen und betreut, die Kellner haben sich um uns gekümmert... So muss sich ein Restauranttester fühlen! Das Essen war selbstredend hervorragend. Unter anderem Meeresfrüchte vom Feinsten. Sogar unsere Weinauswahl lehnte Brett ab: „Für euch habe ich etwas Besseres...“.

 Zu Gast im Luxus Resort

Heute ist wir wieder Zimbali Golf gebucht. Wir haben den Platz schon letztes Jahr gespielt. Er gehört zu den besten Plätzen in SA (Nr. 25), besticht durch seinen hervorragenden Pflegezustand und liegt nur 2 km von unserer Unterkunft entfernt. Trotz Wochenende ergattern wir eine Startzeit um 11:30 Uhr zum Einheimischenpreis (insgesamt 33€ für 2, inkl. GPS-Cart). Nach der Runde unterhalten wir uns auf der Clubhausterrasse noch lange mit zwei Südafrikanern, die vor uns auf der Runde waren. Beide haben deutsche Wurzeln, der eine heißt Krause, der andere verdient sein Geld mit der Vermietung von Autokränen. Die Geschäfte scheinen gut zu laufen. Sie haben sich gerade eine Gamefarm gekauft ("nichts Großes. Nur ein paar hundert Hektar!") und besitzen hier in Zimbali, dem angeblich exklusivsten Golf-Resort in SA, jeweils ein sehr geräumiges Ferienhaus.

Wäsche und abhängen...

Wir bleiben noch einen Tag länger in Ballito. Die Wäsche ist erst Montag gegen Mittag fertig. Also nehmen wir das Angebot von Herbie an, bleiben einen Tag länger und buchen einen weiteren Golfplatz. Der Umhlali Country Club, ist ebenfalls ein Resort-Platz und gefällt uns fast noch besser als Zimbali. Hier gibt es keinen Cart-Zwang. Wir dürfen laufen, wenn auch nur im Schneckentempo. Wir spielen direkt hinter dem „Ladiesday“. (Vier Damen, zwei Carts und zwei Caddies pro Flight).

 Highway to hell

Die Reise geht weiter. Wir verlassen Ballito Richtung Wildcoast. Als Ziel haben wir Port St. Johns gewählt. Dank booking.com finden wir kurzfristig eine Übernachtung im „Delicious Monster“. Die Verabschiedung von Herbie und Erika fällt länger aus als geplant und wir kommen erst gegen 9:30 auf die Straße. Laut Navi sollte die Anreise ca. 6,5 Stunden dauern.

Nach Port Edward beginnt das Drama. Die R61 ist eine einzige Baustelle. Der Zustand der Straße ist katastrophal und ungefähr alle 5 Kilometer muss man für 20 Minuten stoppen. Wir sind inzwischen sind wir auf 1000m und mitten in den Wolken. Die Sicht beträgt weniger als 30m, die Autos fahren entweder ohne Licht oder nur mit Standlicht. Keine Leitplanken an den Serpentinen. Bei Einbruch der Dunkelheit kommen wir nach 9 Stunden Fahrt total erschöpft endlich in Port St. Johns an.

Nachdem uns das Navi noch einmal gründlich falsch geschickt hat, finden wir endlich zu unserer Unterkunft "Delicious Monster". Laut Reiseführer wird es von Aussteigern betrieben. Jedenfalls ist hier alles sehr bunt und erinnert an ein kleines Backpacker-Hostel. Die Unterkunft liegt wildromantisch inmitten einer tropischen Gartenlandschaft an einem "Dschungelhang" mit Blick auf den Ozean. Ein toller Ort um die Seele baumeln zu lassen.

Wir teilen uns in einem großen Roundavel die Küche und das Wohnzimmer mit Romina und Hendrik aus Berlin. Wir essen gemeinsam zu Abend und tauschen uns aus. Sie haben ebenfalls einen Toyota Corolla gemietet. Die steile Auffahrt zur Unterkunft haben wir gerade noch so geschafft. Vielleicht mieten wir beim nächsten Urlaub einen 4x4 über den ganzen Zeitraum; das wäre fahrtechnisch sicher entspannender.

Am nächsten Morgen wandern wir zur 3rd Beach und beobachten vom Weg aus einen riesigen Schwarm Delphine beim Wellenreiten, einfach nur schön.
Nachmittags "erwandern" wir den örtlichen 9-Loch-Golfplatz. Der Club hat 25 Mitglieder und Shepherd, der talentierteste Jugendspieler des Clubs, begleitet uns. Der Platz ist sicherlich kein Ziel für einen Clubausflug, dafür nutzen ihn die Schüler der angrenzenden Schule als Pausenhof. Es gab viele Informationen und Gespräche. Für uns ein unterhaltsamer Nachmittag. 

 Fish River Sun - Golf-Komplettpaket 

Von Port St. Johns fahren wir in südöstlicher Richtung durch die Berge zurück, diesmal ohne Nebel und bedeutend stressfreier. Ziel ist das Fish River Sun Hotel, bzw. der dazugehörige Golfplatz. Einer der älteren Gary-Player-Plätze, den wir im letzten Jahr auslassen mussten, weil ein größeres Turnier stattfand. Das Hotel selbst ist schon etwas in die Jahre gekommen aber der Golfplatz lies unsere Herzen höher schlagen. Top Pflegezustand, herrliche Ausblicke und eine ausgewogene Mischung von typischen Gary-Player Pot-Bunkern und anspruchsvollen Wasserhindernissen. Frühstück und Diner waren inclusive, sodass wir uns um nichts kümmern mussten.

Bushman Sands - Golfen im Nowhere Land

Nach der guten Runde im Fish River Sun waren wir heiß auf Gary Player Plätze. Der nächste Platz lag nur 2 Stunden Fahrzeit entfernt, in einem Ort namens Alicedale (3000 Einwohner). Um hinzukommen mussten wir am Ende sogar 30 km (gut gepflegte) Schotter-Sand-Piste überwinden. Nicht ganz ideal für unseren Toyota Corolla. In dem kleinen Ort gibt es keine Tankstelle und auch sonst kaum Infrastruktur. Umso erstaunlicher, dass man da ein Hotel mit Golfplatz errichtet hat. Überraschend war unser Zimmer, von der Größe her eher schon eine Suite mit riesigem Badezimmer (2 Duschen, freistehende Badewanne, etc.), was bei dem sehr moderaten Preis nicht zu erwarten gewesen war. 
Das Golfspielen war nicht ganz so entspannt. Die Fairways waren braun und entsprechend hart mit vielen "blinde Fleckens", Ein Birdiebuch gab es nicht, so dass mancher Ball in einem vorher nicht erwarteten Wasserhindernis oder Gebüsch verschwand. Als Hotelgäste zahlten wir nur etwa 8€ Greenfee/Person. Das versöhnte wieder. Die Eisenbahnlinie verläuft direkt am Platz. Der weltberühmte und sehr exklusive Blue-Train bietet seinen Passagieren hier einen kurzen  Aufenthalt und die Möglichkeit bei einer Golfrunde zu entspannen.  

 Addo Elefant Park - endlich wieder Tiere

Ein weiterer, bisher nicht erwähnter, Grund für die Fahrt nach Bushman Sands war die Nähe zum Addo Elefant Park, dem drittgrößten Tierpark in SA. Der Addo-Park ist eine sehr beliebte Start- oder Endstation aller Garden-Route-Touristen und daher entsprechend ausgelastet. Im Park war keine Übernachtung zu bekommen, weshalb wir das Angenehme mit dem Nützlichen verbanden und von Bushman Sands von Norden in den Park einfuhren. Am Eingang standen wir in einer recht langen Autoschlange. Es war Sonntag und viele Tagesausflügler waren auf Achse. Es gibt eine Maximalzahl von Fahrzeugen, die gleichzeitig im Park sein dürfen. Die Höchstzahl war offensichtlich erreicht. Erst wenn ein Auto den Park verließ durfte ein weiteres einfahren. Wir rechneten mit langer Wartezeit. Da wir Besitzer einer Wildcard sind (Jahreskarte für alle staatlichen Wildparks) wurden wir an der Schlange vorbei gewunken und konnten einfahren.  

Leider gibt es, außer am Eingang, keine Möglichkeit Verpflegung oder Getränke zu erstehen, sodass wir gut nachvollziehen konnten wie es den Tieren während der Trockenzeit geht.

Port Elizabeth - die Garden Route beginnt

Vom südlichen Ausgang des Addo Parks sind es nur knappe 50 km nach Port Elizabeth, unserer nächsten Station. Die gebuchte Unterkunft liegt in einer ruhigen Gegend, Summerstrand, und nur 5 Fahrminuten von der Strandpromenade entfernt. Hier wollten wir den Humewood Links spielen, wo wir im letzten Jahr keine Startzeit bekommen hatten. Der Platz macht montags erst um 11:00 Uhr auf, wir schlugen um 11:10 ab. Kenner des Platzes raten zu Startzeiten am frühen Morgen, weil ab 10 Uhr der "Westener", ein strammer Küstenwind sein Geschäft beginnt. Der Clubmanager hat uns gleich vorgewarnt: "Enjoy your game, but don´t expect to reach any green in regulation against the wind". Er hatte recht. Trotzdem haben wir ordentlich gespielt. Der Platz hat ein schönes Links-Layout ist aber nicht zu eng. Er gehört offiziell zu den Top-10-Plätzen in Südafrika.

Wir hatten unser Auto am Tag vorher waschen lassen und es heute am Clubhaus unter einer Palme geparkt. Als wir vom Golfen zurückkamen, war es mit Vogelkot verdreckt und der rechte Außenspiegel hing zerschmettert herunter. Wir vermuteten, dass ein anderer Golfer beim Ausparken etwas unvorsichtig war (soll ja vorkommen). Im Clubsekretariat war allerdings nichts gemeldet. Der Clubmanager besah sich den Schaden und fand heraus, dass der Wind einen Palmast abgerissen hatte, der genau auf den Spiegel gefallen war.

Er telefonierte für uns mit AVIS, wir fuhren zum Airport und der Wagen wurde getauscht. Ein toller Service! Kommentar bei AVIS: "They should cut all these trees"    

Jeffries Bay - Südafrikas Surferparadies 

Auf Grund des Wagentausches kamen wir etwas später als geplant nach Jeffries Bay, unserem nächsten Ziel. Hier waren wir bisher noch nie, weil Surfen eigentlich bisher nicht zu unseren Sportarten zählte. Mittlerweile hat Sabine allerdings schon mehrmals anklingen lassen, dass sie das lernen wolle. Ohne mich! Das Städtchen hat schon ein besonderes Flair. Die Kneipen sind flippiger, alles läuft in entsprechender Nicht-Kleidung und Flip-Flops durch die Gegend und unsere Unterkunft hieß "Funky-Town". Sie war allerdings viel besser als der Namen vermuten ließe. Erwähnenswert, dass wir zum Restaurantbesuch am Abend von einem kostenlosen Shuttleservice abgeholt und auch wieder heimgebracht wurden. Der Shuttle-Besitzer und Fahrer war ein junger Schweizer! 

Hermanus - wo sind die Wale?

Wir wollen Gaby in Kapstadt besuchen. Das war von Beginn an ein Ziel der Reise. Inzwischen hat sich ergeben, dass Gaby während des geplanten Zeitfensters wieder an einer Schule in Deutschland hospitiert und nicht in SA ist. In Jeffrey's Bay beschließen wir Gaby noch zu treffen und zu verabschieden. Weil die Zeit drängt planen wir für den Weg nach Kapstadt nur noch einen Stopp ein. Die Strecke zwischen Jeffrey's Bay und Knysna ist für uns neu. Natürlich kommt sofort der Spruch "Tsitsikamma Game-Reserve, sieht toll aus, machen wir beim nächsten Mal". 
Die N2 ist von blühendem Fynbos und saftigem Grün umrahmt; toller Rahmen für eine Schnellstraße.
Ab Knysna befinden wir uns auf bekanntem Terrain. In Wilderness halten wir kurz für einen Kaffee und einen preisgekrönten Käsekuchen, dann geht es weiter.
Wir fahren Hermanus über die Overberge und die Walkers Bay an. Prächtige, neugebaute Weingüter säumen den Weg, gemeinsam mit riesigen Getreidefeldern, die gerade abgeerntet werden. 

Überrascht sind wir von Stanford; ein altes Städtchen mit kapholländischer Architektur. Hier reiht sich ein Restaurant an das andere; es sieht nach Puppenstube aus. Im Reiseführer steht nichts, aber Google klärt uns auf; hier treffen sich am Wochenende die Kapstädter. Diese nehmen die 120 km in Kauf um hier gut zu essen und zu trinken. Was wir lesen hört sich gut an, kommt auf die Reiseliste für die nächsten Jahre. Auch Hamilton Russel und seine Weingutskollegen sind hier zu finden, nicht das Schlechteste.
In Hermanus checken wir schnell ein und laufen direkt zur Plattform. Es ist kein Wal zu sehen. Bei stürmischer See und diesem Wind würde ich mich auch nicht zeigen. In der Unterkunft hören wir, dass die Wale bereits weiter gezogen sind und nur noch einzelne  sich vor der Küste tummeln. Macht nichts, nehmen wir die Fotos vom letzten Besuch.

Die Stadt hat neben den Walen schließlich noch mehr zu bieten: tolle Kunstgalerien, Strand, Küste, schönes Wetter und einen Golfplatz.

Kapstadt - Wiedersehen mit Gaby und ihrer Familie

Wie irgenwann schon erwähnt, hatten wir beschlossen, ausgenommen des kleinen Zwischenstopps in Hermanus, die Gardenroute "auszulassen". Wir wollten unbedingt unsere liebe Freundin Gaby Noble wiedersehen, bevor sie am 4.11. ins Flugzeug steigt und nach Deutschland entschwindet. Sie wird dort wieder ein Praktikum an einer Schule absolvieren. Diesmal an einer Schule in Heilbronn. Am frühen Nachmittag haben wir Hermanus verlassen und am Verkehr bald gemerkt, dass wir uns einer größeren Stadt nähern. Der Feierabendverkehr im Großraum Kapstadt kann sich wirklich sehen lassen. Gabys Haus steht direkt unterhalb des Tafelbergs, ist aber aufgrund der hohen Bäume von weitem nicht so gut zu erkennen. Wir haben ein Foto vom Löwenkopf aus aufgenommen und ich habe die Stelle markiert (kleiner gelber Kreis).

Kapstadt

Den Freitag haben wir mit Gaby, ihrem Mann Allan und der Tochter Tallita verbracht. Morgens gingen wir mit Gaby zur Schule (ein ganz neues Gefühl für mich!), haben uns etwas umgeschaut und nette Gespräche mit Kollegen und dem Schulleiter geführt. Ein wichtiges Thema war das für Samstag anstehende Schulfest. Es ist in großem Rahmen aufgezogen, in der Stadt ist plakatiert und man erwartet etwa 10000 Besucher. 

Am Abend, als Gaby mit Familie auf dem Weg zum Flughafen war, haben wir uns mit Mischa und Jana Pick (Rieschweiler, Hitscherhof) zum Essen getroffen und Reiseerfahrungen ausgetauscht. Mischa und Jana sind zum ersten Mal hier, machten in 2 Wochen den Klassiker Addo-Park, Garden Route, Kapstadt und fliegen am Sonntag wieder zurück. Das Essen, der Wein und die Gespräche waren so gut, dass wir glatt vergessen haben ein Foto zu machen. Zur Entschädigung einige der Kapstadt-Views aufgenommen vom Lionshead.